DIE GESCHICHTE DER BAUMWOLLE

Die Geschichte der farbigen Baumwolle begann vor gut 5000 Jahren. Praktisch alle farbigen Baumwollsorten die wir heute wirtschaftlich und durch Züchtung nutzen stammen aus vorkolumbischer Abstammung, hervorgebracht von den Eingeborenen Mittel- und Südamerikas.

Bereits vor fünf Jahrtausenden sortierten, kultivierten und veredelten indianische Völker zwei regionale Baumwollsorten: Gosswium Hirsutum und Gossyplum Barbadensee. Erstere wurde im Norden Zentralamerikas und in der Karibik kultiviert, die zweite, bekannt für die längsten und feinsten Fasern aller Sorten, in Südamerika. Die weltweit ältesten Baumwollfunde beziehen sich auf Tehuacan in Mexiko und werden auf 2300 v. Chr. datiert. Schokoladenbraune Fasern der Sorte Gossyplum Barbadense wurden aus den älteren Schichten von Huaca Prieta, einer Niederlassung in Nordperu, die von 3100 v. Chr. bis 1300 v. Chr. besiedelt war, ausgegraben. Diese Fasern, sowie weitere in weicheren Brauntönen, überlebten in gewobenen Stoffen auf Grund des trockenen Bodens und des trockenen Klimas im Norden Perus. Man vermutet, dass diese Farben von alten peruanischen Fischervölkern, speziell zum Herstellen von Fischernetzen gezüchtet wurden, denn die dunklen Netze waren für die Fische weniger sichtbar.

Im Gegensatz zu dem ausgedehnten Gebrauch naturpigmentierter Baumwolle südlich von Mexiko, gibt es keine Nachweise zu deren Existenz nördlich von Mexiko. Die bekannte »Hopi-Baumwolle« Gosswium Hirsutum, Variety Puctatum aus dem Südwesten der USA ist gegenwärtig weiß, bzw. »off-weiß«, es ist auch möglich, dass die Pigmentierung der überlebten Reste durch einen chemischen Absetzungsprozess entstanden ist.

In jüngeren Aufzeichnungen wird klar beschrieben, dass pigmentierte Baumwolle zum bezahlen von Tributen benutzt wurde. Dokumente aus dem 16. Jh. belegen, dass braune Baumwolle als Zahlungsmittel der Tieflandindianer Mexikos für die Azteken galt. Andere Dokumente bezeugen, dass die ersten Spanier, als sie 1531 den Küstenstreifen Nordperus durchquerten, höchst erstaunt waren über den ausgedehnten Anbau von Baumwolle, die in den verschiedensten Farben wuchs, was sie vorher noch nie gesehen hatten. Naturfarbige Baumwolle war mit die erste Errungenschaft die an die spanischen Höfe geschickt wurde. Auch galten die gewobenen Textilien als weit höher entwickelt, als man dies von europäischen Webmechanismen kannte.

Als die Tore der »Neuen Welt« für Naturforscher und Händler geöffnet waren, gingen die Baumwollsorten bald um die ganze Welt. Andere pigmentierte Baumwollarten waren in Afrika und Asien heimisch und bekannt, wie z.B. Gossypium Herbaceum und Gossyplum Arboreum. Es scheint jedoch, dass diese Sorten sehr kurze Fasern hatten, die das Spinnen und Weben sehr erschwerten.In den meisten Fällen wurden diese schnell und endgültig von neuen Sorten ersetzt.

Die moderne ägyptische Baumwolle z.B. stammt von südamerikanischen Vorfahren ab, welche durch Sklavenrückkehrer über Nordafrika eingeführt wurde. Erstmals beschrieben 1820, produzierte diese Sorte eine lange starke Faser mit goldbrauner Farbe. Sie wurde mit einheimischen Sorten gekreuzt um noch wirtschaftlichere Sorten hervor zu bringen wie: Ashmouni (braun), Maitalifi (dunkelbraun) mit langen Fasern aus welcher 1908 die Amerikanisch-Ägyptische Yuma-Baumwolle entstand und schließlich die heute als Pima-Baumwolle bezeichnete. (Pima ist der Name eines amerikanischen Stammes, welcher mithalf einen extra langen Faserwuchs von Gossypium Barbadense zu entwickeln. Pima-Baumwolle, in Arizona entwickelt, wurde aus einer ägyptischen Form, die im 19.Jh. kultiviert wurde, erhalten.)

Auch in China sind pigmentierte Sorten heimisch, die sog. Nankin Varieties, mit kurzen Fasern, ähnlich den ursprünglichen ägyptischen. Diese Baumwollsorte muss wohl aus der Karibik (Gossyplum Hirsutum) nach China gekommen sein.

Pigmentierte Baumwollpflanzen aus dem östlichen Mittelmeerraum und aus Asien erreichten offensichtlich während der Kolonialzeit Nordamerika. Sie wurde in einigen Staaten Amerikas von Hand gesponnen und gewoben. Im Mississippidelta wuchs goldbraune Baumwolle nun mehr als zwei Jahrhunderte. Trotz des relativ weit verbreiteten, aber immer in kleinen Kulturen gepflegten Anbaus von farbiger Baumwolle in den USA, wurde sie nie zu einem wirtschaftlich auffälligen Gegenstand.

Es scheint, dass Haiti und die frühere UDSSR die einzigen Länder waren, die farbige Baumwolle vor der heutigen Zeit inustriell pflanzten und bearbeiteten.

Die globale Ausbreitung der kultivierten, langfasrigen Baumwollsorten, dem sog. Upland Cotton, folgte den Erfindungen der englischen »Spinnmaschine« 1769 und der Samen-Entkörnungsmaschine 1794. Die Industrierevolution begann und mit dem Erscheinen von chemischen Farbstoffen war das Schicksal der pigmentierten Baumwolle entgültig besiegelt. Weiße Baumwolle war mit den neuen Techniken einfacher zu bearbeiten und die Farbpalette des Färbens unendlich. Um 1990 waren fast alle ursprünglichen pigmentierten Landsorten durch die reinen, weißen und wirtschaftlicheren langfaserigen Sorten ersetzt worden.

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